Fotos: Katrin Künne, Thomas Matena, Johannes Wallbrecht

Pünktlich um 13 Uhr, als der stellvertretende Vereinsvorsitzende Hendrik Falk das Mikrophon in die Hand nahm, hatte der Wettergott ein Einsehen und ließ die Wolken aufreißen. Damit konnte er die sechsstündige Pferdegala anlässlich des 20. Jubiläums feierlich eröffnen. Los ging es mit einer Dressurquadrille mit zwölf Pferden zu der Musik „Du bist Teil des Ganzen“. Vorgestellt wurden die Pferde von Ehrenamtlern des Vereins. In ihrer Mitte Andrea Harwardt, Gründerin und Vereinsvorsitzende des Reitvereins. Sie ist in diesem Jahr vom Bundesnetzwerk für Bürgerschaftliches Engagement (BBE) zur Botschafterin für Engagement und Sport berufen worden. Dies nahm sie zum Anlass, die ehrenamtlich Engagierten des Vereins gleich am Anfang in Szene zu setzen. Die zwölf Pferde bildeten später die hippologische Umrahmung für alle 40 Ehrenamtler, bestehend aus Freiwilligen im Sozialen Jahr und Bundesfreiwilligendienst, Trainern und Übungsleitern, Therapeuten, Reitern und Voltigierern sowie dem Bauteam, Stallteam und dem Vorstand. Der jüngste Engagierte ist der 7 Jahre alte Erik und Enkel der 76-jährigen Irmgard, der guten Seele des Vereins.

 

Nun schlossen sich Grußworte von Britta Stark, Landtagspräsidentin von Brandenburg, und von Bürgermeister der Stadt Bernau, André Stahl, an. Beide betonten die wichtige Arbeit des Vereines und die nachhaltige Entwicklung über 20 Jahre hinweg. Vor allem der inklusive und integrative Charakter der täglichen Arbeit wurde als Alleinstellungsmerkmal besonders hervorgehoben. Vorbildlich sei vor allem, so Stahl, dass der Verein unaufgefordert im Jahr 2015 die Initiative ergriff und für Familien, die aus Syrien geflüchtet und in Bernau aufgenommen wurden, ein Projekt namens „FARIS“ realisierte.

 

Es folgten den Grußworten verschiedene Bilder aus der Vereinshistorie, dargestellt von den Reitern und Voltigierern des Vereins und vorbereitet von den vielen fleißigen Übungsleitern, die für diesen Tag ein facettenreiches Showprogramm inszenierten. Themen wie „Die Vereinsgründung“, „Der lange Weg zur Baugenehmigung“, „Reiten mit steigenden Anforderungen“, „Die Pferderassen des Reitverein Integration“ und unter der Leitung von Trainerin Irina Döring „Magische Arbeitseinsätze“ boten dem Publikum Wissenswertes und gute Unterhaltung. Die Meilensteine aus 20 Jahren wurden phantasievoll und mit viel Liebe in Szene gesetzt. Der Reitverein Integration beherbergt auf seinem Gelände den Ursprung der Panke. Diesen zu schützen und zu bewahren ist vor allem Hendrik Falk sehr wichtig. Hilfe bekommt er von den voltigierenden „Pankefeen“. Kleine Mädchen in zauberhaften, farbenfrohen Kostümen beschützen fortan die Pankewiesen vor Bebauung und Versiegelung.

 

Ein besonderer Höhepunkt bildete das Schaublid rund um die Projekte des Vereines. 24 Kinder und 5 Ponys präsentierten, unter der Leitung von Übungsleiterin und Mitglied des Ehrenamtsteams der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) Kora Ahbe die unterschiedlichsten Projekte des Vereins. Da zeigten die Kinder des „Cavallo- Ferienprojektes“ mit Xhoana Pura, wie sie Italienisch mit Pony Eldor gelernt haben. Im ProjektWesternstadt“ zeigten die Kleinsten auf Pony Cleo stellvertretend für die KITA Rappelkiste, wie mutig man als Cowboy sein muss. Kinder der Robinsonschule im ProjektSchaubild“ zeigten, wie gut Kunst und Pferde zusammen passen. Das ProjektKochgalopp“ wurde stellvertretend für die Kinder der Johannaschule vorgestellt. Mir Pony Mogli an der Hand zeigten syrische und deutsche Kinder aus dem ProjektFaris“, wie die Willkommensklasse der Rollenhagen-Grundschule mit dem Pferd zur Schule gegangen ist. Man merkte Ellen Ahbe, Finanzvorstand des Reitvereins, deutlich die Verbundenheit zu jedem dieser Projekte an. Sie hatte mit ihrem Engagement maßgeblich dazu beigetragen, dass all diese Kinder wunderschöne Momente mit dem Pferd erleben konnten, indem sie über mehrere Jahre hinweg für die Projekte finanzielle Mittel von „Aktion Mensch“, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Kreissportbund Barnim akquirierte.

 

Staunend verfolgten Gäste wie Ralf Christoffers, Abgeordneter des Brandenburger Landtags und Christina Krämer, Landesbeauftragte des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten (DKThR) für Berlin/Brandenburg, wie Voltigierer das Highlight der Jahre 2016 und 2018 darstellten: die Gold- und Silbermedaille bei den Europameisterschaften im Voltigieren für das „Pas de Deux“. Kleine Nachwuchshoffnungen voltigierten auf den Ponys Kardinal und  Mogli stellvertretend für die teilnehmenden Länder. Großen Beifall bekam natürlich die deutsche „Nationalmannschaft“. Geleitet wurde die Vorstellung von Laura Schiffner, noch bis vor Kurzem selbst erfolgreiche Voltigiererin und mehrfache Landesmeisterin in Brandenburg, jetzt Trainerin dieser vielversprechenden Nachwuchsgruppen.

 

Natürlich waren auch die „echten“ Medallienträger Teil des bunten Programms. Die frisch gebackenen deutschen Vizemeister der Senioren 2019 im Doppelvoltigieren, Diana Harwardt und Peter Künne zeigten auf ihrem Pferd Sir Laulau an der Hand von Andrea Harwardt ihre aktuelle Kür und verzauberten das Publikum mit tänzerischer Eleganz und kraftvoller Akrobatik. Auch mit den Einzeldarbietungen von Diana auf Sir Laulau, Peter auf Quintano und Liesbeth Fraatz auf Longinus stellten die Bundes- und Landeskader ihre erfolgreichen Küren den 300 beeindruckten Gästen vor. Dass auch hier die Nachwuchsförderung frühzeitig beginnt, stellten Erik Wallbrecht (7), Greta Liebig (9), Golda Fröhling (8) und Eva Lotte Riechers (9) auf der Stute Mogli unter Beweis.

 

Besondere Momente machten den Tag zu etwas ganz Besonderem. Diana Harwardt stellte den Rappen Rembrandt im Damensattel reitend vor. Das wunderschöne rote Kleid begeisterte Groß und Klein. Auch eine Torte, als riesiger Aufbau auf einer Kutsche, war ein Hingucker. Susanne Wendt hatte als Überraschung einige Wegbegleiter der „ersten Stunde“ eingeladen. Sie gratulierten der Vereinsvorsitzenden Andrea Harwardt mit Sonnenblumen in der Hand. Um die später aufziehenden Wolken zu vertreiben, zeigten Kinder der wöchentlich stattfindenden Kinderyoga-Kurse den Sonnengruß und andere Übungen, einstudiert mit Manuela und Theresa Schmökel.

 

Nun folgte die Vorstellung der Hippotherapie. Das therapeutische Reiten ist das Herzstück des Vereins und darf daher bei keiner Präsentation fehlen. Berit Richter ist als Physiotherapeutin und Hippotherapeutin im Reitverein Integration gemeinsam mit Andrea Harwardt zuständig für die fachgerechte Durchführung dieser besonderen Therapieform. Mit einem 15-köpfigen Team aus Langzügelführern, Helfern, Patienten und Eltern gab Frau Richter den Zuschauern einen Überblick über die Therapie. Begonnen mit einem Transfer vom Rollstuhl aufs Pferd, über das Sichtbarmachen der übertragenen Bewegungsimpulse, bis hin zum Streicheln der Therapiepferde konnten die Zuschauer Einblicke gewinnen. Die vierbeinige Therapeuten Gaspari, Amigo und das Shetlandpony Cleo waren im Einsatz und stellten einmal mehr ihre beeindruckende Geduld bei dieser Arbeit unter Beweis.

 

Anschließend ging es um Bewegung ganz anderer Art. Auch in diesem Jahr nimmt der Verein beim „Eberswalder Stadtlauf“ teil, welcher bereits zum elften Mal von den „Partnern für Gesundheit“ durchgeführt wird. Um wieder auf eine große Teilnehmerzahl stolz sein zu können, wurde die Gala noch einmal genutzt, um Werbung fürs Mitlaufen zu machen. Kinder der Voltigiergruppen liefen unter der Leitung von Trainerin Sabine Anders um die Wette. Ellen Ahbe moderierte das Bild und nahm es zum Anlass, den zahlreichen Förderern des Vereins zu danken. Jeder Läufer dieses Schaubilds trug ein T-Shirt mit Aufschrift und Logo der Unterstützer des Vereins, darunter die Stadt Bernau, die Berliner Volksbank, die Sportstiftung der Sparkasse Barnim, der Rotary Club Bernau und viele weitere. Sie alle tragen dazu bei, dass der Verein unverzichtbare Anschaffungen und Investitionen tätigt. Insbesondere wurde der Kreissportbund Barnim (KSB) hervorgehoben, der die Neuerrichtung des 1,4 Kilometer langen Weidezauns rund um das Gelände maßgeblich förderte und als Partner für seine Mitglieder immer wieder neue Themen setzt, zum Beispiel die Verleihung des „Gütesiegel Kinderschutz“

 

Eines der schönsten Schaubilder war das der „Sterne der Sports“. Der Reitverein Integration bekam 2019 diese hoch dotierte Auszeichnung vom Deutschen Olympischen Sportbund und den Deutschen Volks-und Raiffeisenbanken, im Volksmund „Oskar des Breitensports“ genannt. Nach dem Erhalt der Auszeichnung in Bronze für den Landkreis Barnim und dem Sieg für das Land Brandenburg im Jahr 2018, wofür es den Stern in Silber gab, schob sich der Verein im Bundesfinale mit dem Projekt „TAPFER – Therapeutische Arbeit auf dem PFERd“ bis auf Platz 4. Andrea Harwardt erhielt dafür einen goldenen Stern aus der Hand des Bundespräsidenten Frank- Walther Steinmeier. Natürlich wurde auch dieser Erfolg gebührend gefeiert. Die Freude über den Erfolg bei diesem bundesweiten Wettbewerb stellten Xhoana Pura, Johanna Lilge, Sarah Knoblich und Charlotte Kuhnt gemeinsam mit den Kindern der integrativen Voltigiergruppen dar. Während Kinder unterschiedlicher Herkunft sowie mit und ohne Beeinträchtigungen gemeinsam auf dem Pferd turnten, beklebten sie sich mit goldenen und silbernen Sternen und strahlten um die Wette.

 

Trotz des Regens am Ende des Tages, war es eine gelungene Veranstaltung, mitreißend moderiert von Hendrik Falk. Er wechselte ständig vom Moderator, zum Reitlehrer, vom Visionär zum Analytiker. Alles rund ums Pferd, rund um 20 Jahre Reitverein Integration und seine besonderen Menschen.